Thursday, 28.06.2012
19:00h
Der Künstler Fabian Reimann stellt in der Publikation "The Surveyor" Zusammenhänge zwischen Spionage, Kunst und Mehrfachidentitäten her. Dabei geht Reimann von dem englischen Kunsthistoriker Anthony Frederick Blunt aus, der 1979 in einer Unterhaus-Rede von Margaret Thatcher öffentlich als sowjetischer Spion enttarnt wurde. Die Enttarnung Blunts als Vertreter des Establishments war für die britische Oberschicht ein gravierender Schock, bestätigte sie doch jede Paranoia in der Epoche des Kalten Krieges.
Das Buch The Surveyor knüpft an eine gleichnamige Installation von Fabian Reimann an. In der Publikation berichtet der Künstler von den Wechselbeziehungen der Medien in den Rechercheprozessen seiner Arbeit.
Mit Texten von Stephanie Tasch, Denise van de Beek und Jan Wenzel. Besonders hervorzuheben ist das erstmals veröffentlichte Bekennerschreiben Blunts, das im Juli 2009 von der British Library der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
![](/udb/cproks3jRjFabian_Reimann_400.jpg)
1979, Sir Anthony Frederick Blunt ist nicht mehr Sir. Der Grund dafür liegt weit zurück in Cambridge, wo er studierte. Dort kam er mit einem geheimen Kreis von Männern zusammen, jung und von glühender Leidenschaft für den Kommunismus. Später wurden sie bekannt als die Cambridge Five. Der erste von ihnen wurde 1951 enttarnt, der zweite ein Jahr später. Blunt war zu dieser Zeit Professor für Kunstgeschichte und Berater der Queen in Kunstangelegenheiten, er betreute die Gemäldesammlung der Windsors als Surveyor of the Queen’s Pictures. Französische und italienische Kunst waren sein Schwerpunkt, Poussin insbesondere. 1963 flog der dritte aus dem Kreis der Cambridge Five auf, er hatte sich wie schon die anderen nach Moskau abgesetzt. Blunts zweite Identität wurde ein Jahr darauf bekannt – aus Rücksicht auf die Queen aber nicht in die Öffentlichkeit getragen. Margaret Thatcher tat dies 15 Jahre später.