HausbesetzerInnen-Prozess
Kriminalisierung in St.Gallen

Prozess am 25. und 26. Oktober in St.Gallen 14.00 Uhr

Flugblatt:
"In anderen Städten wären sie schon längst nicht mehr aus dem Kulturangebot wegzudenken, die selbstverwalteten, besetzten Häuser. Die Erfahrung, die die einzelnen Städte mit den Häuser machen sind meist gut.
Wiso hat unsere Stadt St.Gallen Angst vor un und behandelt uns wie Terroristen?

Wir wussten schon lange nicht mehr wo wir uns treffen und ausleben können. Spontan wurde das Bavaria von uns besetzt. Plötzlich war da ein ganzes Haus, für alle, mit allem was wir uns wünschten.Restaurant,viele Räume für andere Träume, Konzerttaugliche stockwerke,Strom,WC, Küche einfach alles, und noch ein bisschen mehr!
Doch unsere träume wurden zerstört (später auch das Haus), das Bavaria wurde durch die Polizei geräumt. Doch jetzt, wo wir endlich ein Ziel sahen, zum Greifen nahe , fühlten wir uns im Stich gelassen und falsch verstanden.

Wir gingen nochmals ins Bavaria, um zu zeigen ,dass unsere Forderungen nach Kultur(t)raum ernst waren. Wir teilten mit, dass wir uns von den Behörden nicht ernstgenommen fühlten. Im SG-Tagblatt vom 3.11.99 stand:"Der Gruppe gehe es nicht um Spass, "Action" oder gar Sachbeschädigung. Die "Bavaria"-Besetzung sei als "Friedliche Zeichen für mehr Freiräume" gedacht."

Erneut wurden wir mit einem Ultimatum aufgefordert, das Haus zu verlassen. Wir entschieden uns, davonzuschleichen.

Danach eine Demo durch die Stadt. Um unsere Forderungen zu unterstreichen, und um das ganze endlich ein Thema der Stadtregierung werden zu lassen, besetzten wir erneut ein Gebäude. Diesmal ein Haus der Stadt, die Tellstr. 20. Wieder wurde uns nur ein Ultimatum zu Verlassen des Hauses gestellt. Diesmal versprach man uns sogar freien Abzug (wie nett !). Das Ulimatum wurde zwar eingehalten, doch schlussendlich  waren wir von der Polizei verprügelt und abgeführt worden. Um das ganze zu rechtfertigen wurden wir einfach in den
Medien als gewaltbereite Meute beschrieben (z.B. SG-Nachrichten vom 25.11.99 Comback des Teeny-Wochenend-Terrors), wären wir wirklich Terroristen, wäre diese Zeitung sicherlich nicht ungeschoren davongekommen.
Es wurde berichtet, dass wir mit Kampfstiefeln, Ketten und Prügeln in mehreren Reihen gegen die Polizei
vorgegangen wären. Inzwischen kann ich darüber nur lachen. wir klammerten uns alle aneinander fest, damit niemand alleine den Tritten, Schlägen und Gasnebel der Polizei ausgeliefert war. Vergebens.

zwei Tage nach der Besetzung im SG-Tagblatt:
"Der St.Galler Stadrat ist nicht bereit, im Umfeld solcher Aktionen Verhandlungen über Forderungen zu führen"...
(später erfuhren wir, dass der Stadtrat gar nichts zu bieten hat, doch für den leser der Zeitung schöne Worte. ) "Er zweifelt daran, dass es ... ernsthaft um jugend-und kulturpolitischen Anliegen geht..."
Da war wohl unsere zweite Bavaria-Aktion, die auch an die Behörden gerichtet war nicht klar genug, als wir schrieben wir fühlten uns nicht
ernstgenommen!
Also warteten wir zwei Monate ab, es wurden mit bis zu 4-stelligen Bussen und mit 3-4 Monate Gefängnisstrafen gedroht, und zum teil auch ausgeführt. Wir wollten wissen, was der Stadtrat denn in friedlichen Zeiten zu Verhandeln hat. Unsere Anliegen z.B.
° wir wollen kein Geld von der Stadt, sondern die Ueberlassung eines billigen Objektes
° die Mithilfe bei der Vermittlung eines solchen Objektes
° keine Kriminalisierung der BesetzerInnen

Einen Monat später fragten wir nach, vielleicht hatte man uns vergessen? Zwei Wochen später die Antwort:".... Der Stadtrat zieht einen Rückzug der Strafanzeigen nicht in Betracht... Nicht bewohnte, leerstehende aber bewohnbare Häuser hat die Stadt keine mehr... Der angemessene Weg, um Ihr Ziel zu erreichen ist daher die Suche nach einer privaten Liegenschaft..Es tut mir leid, wenn ich Ihnen keine Lösung für Ihr Anliegen präsentieren kann." Wieso ist die Stadtregierung nicht von Anfang an ehrlich gewesen, und hat uns gesagt, dass sie uns nicht helfen kann?

Und jetzt? Das Bavaria ist zerstört, überall wird gebaut und renoviert um guite Steuerzahler in die Stadt zu behalten oder gar anzulocken. Für uns bleibt da wohl kein Platz mehr.

Am 25. und 26. Oktober stehen die ersten Beteiligten vor gericht und sollen nocheinmal bestraft werden.
Der Prozess beginnt um 14.00 Uhr und ist öffentlich.

Wir fordern:
° keine Kriminalisierung der BesetzerInnen
° einen (nicht durch die Polizei) geschützten Treffpunkt an der Wärme für Jung und Alt, wo wir uns jederzeit, ohne Konsumzwang und aufdiktierten Regeln treffen können.
° Wohn-,Kultur-.Lebens-,und Freizeitraum
° Freiraum, mit Preisniveau für jedermensch (auch Lehrlinge, SchülerInnen, Arbeitslose usw. sind Menschen und haben ein Recht auf KULTUR; und selbstgemacht ist nun mal billiger

(Zur Errinnerung: Die Verfahren gegen die Hecht-BesetzerInnen (red. ca 1987) wurden alle eingestellt.) Unser Verfahren dagegen droht schweizweit neue Massstäbe zu setzten (bis zu 4-stellige Geldbussen und 3-4 monate Haftstrafen).
Im Zusammenhang mit Besetzungen gäbe es wohl auch in den umliegenden Ländern keine Beispiele vergleichbarer Unverhältnismässigkeit.

An alle Betroffenen
Bis jetzt haben noch lange nicht alle Beteiligten eine Busse erhalten. Ein paar haben die übertriebenen Strafen leider akzeptiert und bezahlt. Andere schrieben, wie abgemacht einen Rekurs, und eben diese kommen jetzt vors Gericht. Wer vor gericht treten muss
sollte sich unbedingt darauf vorbereiten
Ihr werdet sicher gefragt:

° Wie ihr lebt,
° Was ihr verdient (je höher der lohn desto höher die Busse)
° Wieso ihr mitgemacht habt.

Wir werden gratis durch den Anwalt P.Rechtsteiner verteidigt!

 

25/26.Oktober 14.00 Uhr Neuengasse 3,Zimmer 346 St.Gallen oder 13,30 Uhr Vadiandenkmal beim Marktplatz