1.
Argumente dagegen:
Seit der letzten Volkszählung (Zensus) vor 10 Jahren ist das Wissen einer ganzen Protestbewegung in Vergessenheit geraten. Wird die Problematik, von technischer Entwicklung und herrschaftlicher Funktion, im Bereich der industriellen Produktion noch kritisch betrachtet und analysiert (Stichwort Rationalisierung), so ist sie in ihrer gesellschaftlichen Funktion als Herrschaft und Kontrollmittel fahrlässig vernachlässigt worden. Zwar variieren die gouvernementalen Mittel wenig, seit der Entstehung des modernen Staates, doch verleihen ihnen die technischen Möglichkeiten heute eine nie gekannte Qualität. Diese Mittel erhöhen nicht nur die potentielle Gefahr eines erleichterten Hinübergleitens in totalitäre staatliche Strukturen (Stichwort gläserneR BürgerIn) - nein sie wirken sich jetzt und heute gerade in den Bereichen fatal aus, in denen wir Widerstand zu leisten versuchen.
Der folgende Satz von Götz Aly/Karl Heinz Roth, zwei Autoren die nachwiesen, dass die Volkszählung ein wichtiges Instrument zur Konstituierung des 3. Reichs war - vor allem um dessen ,,Rassenpolitik" umzusetzen - ist leider auch für die Schweiz aktuelle geblieben:
,,Das alte Konzept, Minderheiten zu erfassen und abzusondern, um gleichzeitig die gesamte Bevölkerung von unten her zu sortieren und in sozialpolitische Massnahmen zu zwängen, ist nicht aufgegeben."
Die Vernetzung z.B. von Steuer-, Personal- und Strukturdaten, erlauben es dem Staat, immer mehr gesellschaftliche Segmente zu bilden und zu erfassen, zu kontrollieren und zu steuern. Segmentpolitik bedeutet die Bevölkerung in kleine Gruppen zu teilen (Behinderte, Krebskranke, Asylbewerber, Homos, Heteros usw. usw.), um so leichter ihre Interessen beschneiden zu können - u.a. durch Lohnkürzungen, Leistungsverweigerung, Beitragskürzungen. Gleichzeitig können die Daten für kommerzielle Zwecke verkauft werden - für Werbung, Nachfrage-Evaluationen etc.. Dazu bedarf es zentraler Register, die über demographische Fragen von In- und AusländerInnen, FürsorgeempfängerInnen oder RentnerInnen, Erwerbslosen oder Working Poors Auskunft geben können:
,,Die Modernisierung der Erhebungsmethoden setzt eine einheitliche Registerführung voraus. Der Bund muss also die Kompetenz zur landesweiten Regelung der Registerführung erhalten." (Bundesamt für Statistik [BfS])
Die Zählung 2000 ist der letzte Schritt, um eine Zentralisierung und Vernetzung aller Daten zu erreichen:
,,Die Volkszählung 2000 ist eine Übergangserhebung für eine umfassende Modernisierung der Zählung im Jahre 2010." (BfS)
Um dieses Ziel zu erreichen wird der Ablauf dahingehend optimiert, dass Widerstand aus der Bevölkerung, der vor 10 Jahren im Anschluss an die Fichenaffäre ein beachtliches Potential entfaltete, minimalisiert und neutralisiert werden kann:
Dazu sollen die Daten für den Zensus 2000 mit fünf Erhebungsvarianten erfasst werden.
Variante ,Transit`: desgleichen, aber ohne Einsatz von Zählpersonen, ausser bei Kollektivhaushalten (Internate, Klöster, Gefängnisse usw.)
Variante
,Future`: die Erhebungsvariante der Zukunft, Registererhebung ohne Zählpersonen,
ausser bei den Kollektivhaushalten." (BfS)
Eine Variante, die die völlige
Personenkontrolle ermöglicht und sich z.B. gegen sich illegal in der
Schweiz Aufhaltende richtet:
"(...) Alle in der gleichen
Wohnung lebenden Personen können EDV-mässig aus dem Einwohnerregister
ermittelt werden. Ein Haushaltsfragebogen ist nicht mehr nötig."(BfA).
Variante ,Online`: Ausfüllen der Fragen auf einer Homepage, dazu erhält Mann oder Frau einen persönlichen Zugangscode. Die in Freiburg und Tägerwilen TG arbeitende Callcenter-Betreiberin The Bee Company wird eine Hotline betreiben, über welche Fragebogen ausgefüllt werden können.
"Bestimmte Daten dürfen zur Nachführung und Korrektur von kommunalen und kantonalen Einwohnerregistern (...) verwendet werden." (Bundesgesetz über die Volkszählung vom 26. Juni 1998)
Gleichzeitig
mit der Zentralisierung der Daten, sollen sie durch ,,Outsourcing" von
einem privaten EDV-Unternehmen verwaltet werden - was die Bedenken gegen
die Datensicherheit nicht verkleinert. (siehe dazu Artikel von Pia Wildberger
in der Sonntagszeitung [Beilage])
Die
Befürworter argumentieren, dass durch die Volkszählungsdaten
Verkehrsströme besser erfasst und Raumplanungen erleichtert werden
(Stichwort demographische Daten). Doch ändern Verkehrsströme
innerhalb von 10 Jahren schneller als die vorhandenen Daten, so dass die
Daten meist wenig nützen. Für Fragen der Stadtentwicklung können
die Daten meist nur das Verhalten der EinwohnerInnen analysieren um damit
neuen Spekulationsraum zu erschliessen (Einkaufszentren, Überbauungen
etc.). Darum: wer es heute nicht hinnehmen will, dass die rassistische
Ausgrenzungs-Politik zunimmt, dass sogenannte Randständige immer mehr
unter Druck geraten, dass immer mehr Leute immer weniger Selbstbestimmung
praktizieren können und die staatliche Allmacht sich vergrössert
- ist aufgerufen, sich dem Boykott anzuschliessen und ihn mit zu organisieren.
2.
Widerstandsformen:
Zuerst erkundigt euch in eurer Gemeinde nach welcher der 5 oben genannten Verfahren gezählt wird. Telefon an Gemeindeverwaltung oder Homepage der Gemeinde oder des Kantons anschauen.
Zweitens: wie viele GegnerInnen seid ihr in der Gemeinde? Je grösser die Zahl der GegnerInnen um so kleiner das Risiko die Aufwandsgebühr bezahlen zu müssen (nicht Beantworten ist neu nicht mehr strafbar, sondern nur gebührenpflichtig. Die Gebühr soll den zusätzlichen Aufwand der Behörden, die die Daten aus der EDV selber zusammen suchen muss, bezahlen - der Beitrag darf 1000 Fr. nicht übersteigen)
Seid
ihre wenige - z.B. nur eine Person in einem Dorf - dann füllt den
Bogen aus, doch beantwortet die Fragen falsch (nicht allzu plump!)
Seid
ihr euch eurer Sache sicher - genügend Leute oder lebt anonym in einer
grossen Stadt - so könnt ihr die Zählung voll und ganz boykottieren-
je nach Variante.
Verschiedene
Boykottarten der 5 Varianten:
Falls
ihr den Bogen doch persönlich erhalten habt, so behauptet, dass der
Bogen schon von einem/einer falschen ZählerIn geholt wurde.
Behauptet,
dass der Bogen schon von einem/einer falschen ZählerIn geholt wurde.
Im Allgemeinen:
Verbreitet falsche Aufrufe z.B. die Zählung sei an diesem Datum abgebrochen oder druckt falsche Bögen und verteilt sie usw. (gute alte Traditionen). Mit viel Fantasie ist viel möglich.
Also,
viel Spass und ein guter Gelingen und wenig Ärger.
Das
Boykott - Komitee der FAUCH
ergänzungen:
1.variante future (e-census) sollte wenn möglich vermieden werden, da das netz