Sie reden von Frieden und meinen Krieg
Die Partnerschaft für den Frieden PfP: verlängerter
Arm der Nato
Irene Keel. Vom 5. bis 10 November findet in Luzern die erste Übung im
Rahmen des Nato-Programms Partnership for Peace (PfP) auf Schweizer Boden statt.
Unter dem Deckmantel der "Friedenssicherung" soll die bekanntlich
nicht immer so friedliche militärische Zusammenarbeit mit Europa gefördert
werden.
Seit 1996 ist die Schweiz Mitglied der "Partnerschaft für den Frieden",
in deren Rahmen sie seit 97 Seminare und Kurse im Ausland besucht oder auf eigenem
Boden veranstaltet wurden. Bisher waren dies beispielsweise Lawinenkurse für
Offiziere der Partnerstaaten oder Seminare zum "humanitären Völkerrecht".
Das erklärte Ziel der PfP ist "altes Misstrauen durch enge Zusammenarbeit
in der Stärkung von Frieden, Demokratie, Sicherheit und Stabilität
zu ersetzen". Obwohl sie in ihrer Eigendefinition fest hält, sie werde
"gemeinsam von der Nato und 26 Partnerstaaten getragen" (inzwischen
sind es 28 OSZE-Staaten), handelt es sich um ein der Nato anhängiges Programm,
das zuweilen auch als deren Osterweiterung bezeichnet wird.
Die Problematik ist jedoch nicht die, dass die PfP-Mitgliedschaft zwingend eine
Nato-Mitgliedschaft nach sich ziehen muss, wie es noch 1996 auf parlamentarischer
Ebene von links bis rechts befürchtet wurde. "Mit unserer historischen
Neutralität nützen wir der Nato mit einer PfP-Mitgliedschaft viel
mehr", ist Stefan Luzi, Sekretär der GSoA, überzeugt. Nato-Aktionen
werden durch die PfP-Mitglieder breiter abgestützt und legitimiert. Gerade
der Entstehungsprozess der PfP gibt darüber Aufschluss, was für eine
Rolle die PfP tatsächlich spielt. Der Director of Studies am Royal United
Service Institute für Defence Studies in Londen, Jonathan Eyal, findet
es "bezeichnend, dass die Entscheidung, Partnership for Peace (PfP) zu
lancieren mit einem wachsenden Engagement der USA beim Kriegsmanagement in Jugoslawien
gekoppelt war". Die PfP stelle gar eine Bedingung für die weitere
Existenz und Neuausrichtung der Nato dar, deren Existenzberechtigung nach Ende
des Kalten Krieges hinfällig wurde.
Legitimation der Schweizer Armee
Auch für die Schweizer Armee stellt die Mitgliedschaft in der PfP eine
Neuorientierung dar. Der zunehmende wirtschaftlichen Druck und eine zuweilen
breite Ablehnung in der Bevölkerung (wir erinnern uns an die Armeeabschaffungsinitiative
der GSoA, die mit nur gerade sechzig Prozent abgelehnt wurde) hat die zweitgrösste
Armee Europas ebenfalls in arge Legitimationsnöte gebracht. Dazu kommt,
dass ihre "Assistenzdienste" - zivile Aufgaben wie Wiederaufforstung
und Katastrophenhilfe- dem VBS Konflikte mit dem DEZA eingetragen hat, das sich
mehr und mehr seiner Aufgaben beraubt sieht. Mit altruistischen Floskeln, im
Sinn von "auch die Schweiz muss ihren Anteil zur Friedenssicherung leisten"
oder "Wir dürfen Frieden nicht nur konsumieren" (Kultbundesrat
Ogi) wird der Selbsterhaltungstrieb der kostspieligen Schweizer Armee zu befriedigen
gesucht.
"Bereits am Gipfeltreffen von London im Sommer 1990 reichte es dem Feind
von gestern die Hand zur Zusammenarbeit", liest sich diese Ausdehnung des
Nato-Einflussbereiches mittels der PfP pathetisch. Auch die derzeitige Kultfigur
auf dem politischen Parkett, noch-VBS-Chef Ogi ist überzeugt, dass das
Thema Nato für die nächsten zwanzig Jahr vom Tisch sei.
Trojanisches Pferd PfP
Doch selbst Ogi erkannte, dass "ein Nato-Beitritt heute sowieso keine Chance"
hätte.
Das Trojanische Pferd PfP stiess im Gegensatz zur Nato bei der Schweizer Bevölkerung
kaum auf grossen Widerstand - nicht mal bei jenen, die einen Nato-Beitritt strikte
ablehnen. Schliesslich geht es um "Friedensförderung", wie oft
genug betont wird. Gewisse Details fügen sich jedoch nicht nahtlos in das
von ihr selbst gezeichnete Bild. Ein Beispiel ist die Tatsache, dass Armeebestände,
die im Ausland gebraucht werden könnten, auf Nato-Norm gebracht werden,
wie etwa bei Lastwagenanhängerkuppelungen und Steckdosen schon geschehen.
Mit der Militärgesetzrevision soll nun eine rechtliche Grundlage für
die sogenannte "Friedensförderung" geschaffen werden, die auch
die Möglichkeit friedenserzwingender Kriegseinsätze miteinschliesst.
Bereits jetzt finden zwischen PfP-Staaten militärische, und nicht bloss
friedenserhaltende Übungen statt: Die Luftbetankung zwischen F/A18 und
Französischen Militärflugzeugen ist ein Beispiel dafür. Philip
Zahno vom Generalstab der Schweizer Armee kann darin kein Schritt in Richtung
Teilnahme an militärischen Auslandeinsätzen erkennen: "Man muss
zwischen Übung und einem "Engagement' unterscheiden", gibt er
auf Anfrage zum Besten. Die Armee müsse eben üben. Weshalb eine Armee
Übungen macht, die sie nie beabsichtigt anzuwenden, bleibt nicht nur mir
ein Rätsel.
Letztlich bedeutet die PfP-Mitgliedschaft der Schweiz wie in allen anderen Ländern
auch ein Schritt in Richtung weiterer Militarisierung der Gesellschaft. Daran
ändert auch das inflationär verwendete New-speak nichts. Krieg ist
Krieg und Frieden ist Frieden, alles andere ist Orwell.
Freitag 3. November 2000 um 17.00 auf dem Kapellplatz in Luzern
Galakostüm erbeten: der Herr in Schale die Dame in der Robe (oder umgekehrt...)
Stürzt euch in die schniekste Kluft die ihr finden könnt und kommt
zahlreich.
Es gibt keinen Krieg, der zum Frieden führt, und es gibt ganz sicher keine
militärischen "humanitären" Interventionen! Ihren mörderischen
Zynismus aufdecken und ihre irreführenden Worthülsen als Lügen
entlarven! Fridä schaffä ohni Waffä!.