Ausschreitungen bei Anti-Haider-Demonstration
in Jesolo: Haider erhielt den
Schlüssel der Stadt überreicht
Rom/Jesolo - Bei einer Protestaktion gegen
den Besuch von Jörg Haider im
italienischen Adria-Badeort Jesolo ist
es am Samstagnachmittag zu
Auseinandersetzungen zwischen den DemonstrantInnen
und der Polizei
gekommen. Die Demonstrantinnenen versuchten
die Absperrzäune um das Rathaus
von Jesolo mit großem Druck umzustoßen,
wurden jedoch von den Polizisten
unter Knüppeleinsatz daran gehindert.
Haider hatte um 15:30 Uhr das Rathaus erreicht,
wo er eine Auszeichnung
entgegennahm. Um die Demonstrantinnenschar
zu umgehen, betrat er das
Rathaus durch eine Hintertür, an
was er bereits gewöhnt ist. Haider führte
vor Beginn der Zeremonie der Verleihung
der Schlüssel der Stadt ein
privates Gespräch mit dem Bürgermeister
von Jesolo, Renato Martin, der den
Besuch des Kärntner FPÖ-Politikers
trotz heftigster Kritik von
verschiedenen Seiten organisiert hat.
Martin, ein früheres Mitglied der
Lega Nord, hatte die Einladung am Vortag
verteidigt als eine Geste an die
Kärntner und alle Österreicher,
"die unsere Strände für unsere Sommerferien
wählen".
Ein Abgeordneter der italienischen Grünen,
Paolo Cento, will in einer
Anfrage an das römische Innen- und
das Außenministerium gegen das
Eingreifen der Polizei gegen die Demonstrantinnen
protestieren. "Der
friedliche Verlauf einer Protestdemonstration
gegen eine Zeremonie zu Ehren
Haiders wurde verhindert. Was geschehen
ist, ist ein Skandal", so Cento.
Die Demonstrantinnen hatten nicht nur
Slogans gegen den Haider-Besuch
gerufen, sondern auch mit aller Entschlossenheit
versucht, durch
Durchbrechen der Absperrungen in das Rathaus
einzudringen. Wir bedanken uns
für ihre Solidarität!
Cento forderte das Innenministerium in
Rom auf, Haider die Auszeichnung
durch die Stadt Jesolo wieder abzuerkennen
und auf diese Weise die
"Sanktionen" der EU-14 gegen Österreich
zu respektieren. "Haider kann nicht
nach Italien kommen, um Spannungen zu
nähren und Intoleranz zu bringen. Das
italienische Außenministerium soll
bei der österreichischen Regierung
offiziellen Protest einreichen. Der Haider-Besuch
in Jesolo beweist die
Notwendigkeit, dass die Sanktionen weiter
in Kraft bleiben", argumentierte
der grüne Parlamentarier. Da ist
Cento wohl den österreichischen Grünen um
einiges voraus.
"Enthusiasmus" um einen "Österreicher, der Urlaub macht"
Bürgermeiser Martin zog hingegen eine
positive Bilanz des Treffens mit
Haider. Auch das Eingreifen der Polizei
gegen die
Anti-Haider-Demonstrantinnen vor dem Rathaus
von Jesolo konnten den
Optimismus des Stadtoberhauptes nicht
trüben. "Die Demonstranten haben sich
in Grenzen gehalten. Haider hat insgesamt
großen Enthusiasmus ausgeloest.
Bei einem Stadtrundgang nach der Feier
im Rathaus wurde er von jubelnden
Bürgern begrüßt, die ihn
nicht mehr gehen lassen wollten", so der
Bürgermeister.
Der Chef der Lega Nord, Umberto Bossi,
versuchte die Polemik um den Besuch
Haiders in der Region zu beschwichtigen.
"Haider ist ein Österreicher, der
Urlaub macht", betonte Bossi. Er unterstrich
jedoch, dass seine Partei
nichts mit der Initiative in Jesolo zu
tun habe.(Infos aus dem
Standard-On-Line)
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