PRESSEERKLÄRUNG
Zur UN-Sonderversammlung über soziale Entwicklung in Genf
Terre des hommes und WEED kritisieren Stillstand in den Nord-Süd-Verhandlungen
Genfer UN-Sondergeneralversammlung über soziale Entwicklung (Kopenhagen plus 5) bringt kaum Fortschritte
Genf, 30. Juni 2000. "Die Regierungen
aus Industrie- und Entwicklungsländern haben das selbstgesteckte Ziel verfehlt,
fünf Jahre nach dem Weltsozialgipfel von Kopenhagen neue wirkungsvolle
Initiativen zur Bekämpfung von Armut, Arbeitslosigkeit und sozialer Ausgrenzung
zu ergreifen." Zu diesem Schluss kommen die entwicklungspolitischen Organisationen
terre des homes und WEED am Ende der Sondergeneralversammlung der Vereinten
Nationen über soziale Entwicklung (Kopenhagen plus 5), die vom 26. bis
30. Juni in Genf stattgefunden hat.
Peter Eisenblätter, der für terre des hommes die Verhandlungen begleitete,
kritisiert vor allem den fehlenden politischen Willen der Regierungen, sich
auf verbindliche Vereinbarungen zur Armutsbekämpfung zu verständigen:
"Die Regierungen haben sich zwar darauf geeinigt, die Zahl der etwa 1,3 Mrd.
Menschen, die in absoluter Armut leben, bis zum Jahr 2015 zu halbieren, sie
haben aber weder Zwischenziele festgelegt noch die Verpflichtung übernommen,
die notwendigen finanziellen Mittel zur Armutsbekämpfung bereit zu stellen.
Diese Kritik richtet sich auch an die Bundesregierung. Ohne verbindliche Vereinbarungen
bleibt aber das Ziel selbst ein reines Lippenbekenntnis. Wir bleiben daher bei
unserer Forderung, auf internationaler Ebene eine verbindliche Anti-Armuts-Konvention
auszuhandeln." Jens Martens, Vorstandsmitglied der Nord-Süd-Organisation
Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung (WEED) erklärt:
"Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul hatte zu Recht in ihrer Rede vor der
Generalversammlung gefordert, "global geltende Regelwerke zu entwickeln", um
"die Kräfte des Weltmarkts in soziale und ökologische Schranken zu
verweisen". Wir teilen ihre Meinung, dass wir dazu "starke internationale Institutionen
brauchen, denn die bestehenden Mechanismen sind nicht ausreichend, um transnationale
Entwicklungen zu regulieren". Die Bundesregierung hat diesen Worten in Genf
leider keine Taten folgen lassen. Die Ergebnisse der Verhandlungen bedeuten
eher eine weitere Schwächung der UNO. Profiteure sind der Internationale
Währungsfonds und die Weltbank mit ihrer neuen Sozialrhetorik."
Ein "schwerwiegender Fehler" ist es nach den Worten von Peter Eisenblätter,
dass die Regierungen sich geweigert haben, Im Jahr 2005 einen zweiten Weltsozialgipfel
auf höchster politischer Ebene zu veranstalten, um damit wenigstens sicherzustellen,
dass das Thema auf der internationalen Agenda bleibt. "Wärend im Folgeprozess
der Rio-Konferenz über Umwelt und Entwicklung im Jahr 2002 ein zweiter
Erdgipfel stattfinden wird, ist dies für den Bereich sozialer Entwicklung
offensichtlich nicht gewollt. Es ist ein fatales Signal, dass die Regierungen
der sozialen Frage damit eine wesentlich geringere Bedeutung beimessen."
Terre des hommes und WEED kündigen an, dass sie sich nicht mit dem mageren
Verhandlungsergebnissen von Genf zufrieden geben werden. "Gemeinsam mit einer
wachsenden Zahl von NGOs und sozialen Bewegungen werden wir uns in der weltweiten
Social Watch Kampagne dafür stark machen, dass die Verpflichtungen von
Kopenhagen und das Ziel sozialer Gerechtigkeit nicht von der politischen Tagesordnung
verschwindet," erklärt Jens Martens.
Kontakt in Genf: Jens Martens, WEED
(+49-177-7458278),
Dr. Peter Eisenblätter, tdh (+49-171-3705533)
W E E D
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& Development
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