Interview mit einem ruandischen Flüchtling

2. Teil

F.
Wir kommen jetzt zu der Lage in der Schweiz, ich habe gehört, dass sie
Mitglied sind von einer "Collectif der ruandischen Flüchtlinge in der
Schweiz". Wie sind die ruandischen Flüchtlinge in der Schweiz organisiert?
A.
Ich bin der Präsident des "Collectif der ruandischen Flüchtlinge in der
Schweiz". Es gibt diejenigen, die einen Asylantrag gestellt haben. Diejenigen,
die keinen Antrag gestellt haben, die aber nicht zurückkehren können, die aber
unter anderen Bewilligung da sind. Ich vertrete also nicht nur die
AsylbewerberInnen, sondern ich vertrete die ruandischen Flüchtlinge, die nicht
mehr in ihr Land zurückkehren können. Die Personen, die ich vertrete, sind
meistens Intellektuelle, die gegen das Regime, welches in den Jahren 1994 - 95
Genozid verübt hat, gekämpft haben.

F.
Um Klarheit zu schaffen, das Regime vom Präsident
A.
Also das Regime, das der Genozid verübt hat. Diese Flüchtlinge haben für die
Menschenrechte gekämpft, die meisten mussten flüchten, sie konnten von den
Machteten retten. Das war in 1994. Andere blieben in Ruanda, weil sie der
FÜR glaubten. Sie dachten, dass es ein glaubwürdiges Regime würde.
Nach 1 oder 2 Jahren wurden sie enttäuscht, einige kamen unter Druck und
konnten in die Schweiz flüchten. Andere waren schon vorher in der Schweiz und
haben immer die barbarischen Akten des Regime, das in 1994 an die Macht war,
und haben weiterhin die barbarischen Akten des heutigen Regimes verurteilt.
Das Kriterium unseres Kollektivs ist nicht ethisch. Ich selber kenne nicht
die Ethnie jedes Mitglieds unseres Kollektivs. Ich habe es auch nicht gefragt
und es ist nicht mein Ziel. Es nützt nichts. Was ich weiss, eine grosses Teil
kommen aus gemischten Ehen, das heisst der Vater oder Mutter war Tutsi und der
Mutter oder Vater war Hutu. Wenn der Dualismus Tutsi und Hutu im Vordergrund
steht, können sie sich nirgends wiederfinden. Sie akzeptieren,
Mitglied eines Kollektivs zu sein, das nicht die Interesse einer Ethnie
verteidigt. Aber sie sagen alle Achtung Gegen was wir protestieren ist
folgendes: Sie wollen Menschen, Intellektuellen zurückschicken, die engagiert
in der Zivilgesellschaft waren, die engagiert im politischen Leben waren, um
gegen die Barbarei, gegen eine Diktatur. Darum sind sie in unserem Kollektiv
integriert, in dem Sinn, dass unser Kriterium nicht ethnisch ist.

F.
Jetzt kommen wir zu der Demo, zuerst einmal, wie ist die Lage, will die
Schweiz Leute ausschaffen?
A.
Bevor ich diese Frage beantworten will, möchte ich an die Schweizerischen
Öffentlichkeit, an schweizer Publikum und an der Schweiz, wie dankbar wir sind.
In 1994 als unser Land im Krieg war, sie haben uns empfangen, sogar später
haben sie uns empfangen. Wir reagieren nicht aus Undankbarkeit, wir sind sehr
dankbar. Was uns aber empört, ist die Tatsache, im Kenntnis der heutigen Lage
in Ruanda, wo ein Regime herrscht, wo Verbrechen gegen die Menschheit verübt
wurden, ein Regime, das angeklagt ist, die Schweiz beschliesst die vorläufige
Aufnahme aufzuheben, das vorher an den ruandischen Flüchtlingen anerkannt
wurde. Das hat uns ein wenig schockiert. Da praktisch die Lage gleich
geblieben ist, das Regime härter wird, jeden Tag mehrere Personen in Gefängnis
sterben, würde die Schweiz noch weitere Tote hervorufen, indem sie Flüchtlinge an
dieses Regime liefern will. Es gibt 160 ruandischen Flüchtlinge, Männer,
Frauen und Kinder, die von diesem Entscheid der Aufhebung der vorläufigen
Aufenthalt betroffen sind.

F.
Also die Schweiz will diese ruandischen Leute in Ruanda zurückschicken
A.
Ja. in 1994, während der Genozid, hatten die Schweizer Behörden akzeptiert,
die ruandischen Flüchtlinge aufzunehmen. Heute schätzen diese Behörde ein,
dass, ich kann einen Satz der BFF zitieren: "Nach Analyse der heutigen Lage
in Ruanda, schätzt die Schweiz ein, dass die Bedingungen für ein Rückkehr
gegeben sind." So werden die AsylbewerberInnen, die eine negative Antwort
bekommen haben, zurückgeschafft. Immer mit dem Argument, dass sich die Lage
normalisiert hat. Wir sagen aber nein, weil sich die Lage nicht
normalisiert hat, im Gegenteil, es wird schlimmer und schlimmer. Das Land ist im
Krieg und respektiert keinerlei Rechte.

F.
Also die Forderung dieser Demo war: "keine Ausschaffung der ruandischen
Flüchtlinge in Ruanda"
A.
Genau, es ist das erste Ziel, das 2. Ziel ist, die Schweizer Bevölkerung über
die Lage in Ruanda zu sensibilisieren. Es ist auch ein Aufruf an die
Schweiz: Ruanda zu helfen, um aus dieser Sackgasse zu kommen, aus
der Kriminalität zu kommen. Wir haben zum Beispiel vorgeschlagen, dass die
wunderbare Idee des Solidaritätsfonds, der den jüdischen Opfern helfen soll,
haben wir gesagt, warum sollte die Schweiz nicht die Chance ergreifen und
einem Land helfen, das Problem hat. Sie könnte helfen, die Demokratisierung
Ruandas voranzutreiben, dem internationalen Gerichtshof helfen, alle
Schuldigen des alten, wie heutigen Regimes zu verurteilen, um so unserem
Land zu helfen, dass wir ohne Angst nach Hause zurückkehren können.
Wir wollen sagen, "Achtung!", wenn ihr heute nicht die
blutigen Macheten in den Strassen seht, gibt es aber Gefängnissen, wo Gefangene
sterben. Es gibt auch private Gefängnisse. Wisst ihr, dass jeder Soldat des FPR
irgend eine(n) in seinem eigenen Haus einsperren kann, und das, so lange er will.
Ohne dass es bekannt wird, weder der UNHCR noch dem IKRK.

F.
Das habe ich nicht gewusst und es ist ein Grund, warum wir versuchen Info zu
machen.
A.
Ausserdem, während der Demo, die wir am 21. in Bern gemacht haben, was ist
passiert? Wir waren friedlich, schweigsam, weil wenn wir manifestieren, wir denken
zuerst an unsere Familien, die eliminiert wurden. Einige durch die Miliz des
Präsidenten in 1994, andere durch das aktuelle Regime. Während der Demo
war in der Nähe der Bruder des Kolonels Mugambage, er ist der Chef der Miliz
in Ruanda und dieser da hat uns fotografiert und wir wissen also nicht, was
das für Konsequenten haben kann.

F.
Wir kommen zum Schluss dieses Interviews, was erwartet ihr von den Leute in der
Schweiz, die mit den Flüchtlinge solidarisch sind.
A.
Wenn wir uns begegnen, sollten sie nicht die Hutus oder Tutsis in uns sehen,
aber ihr sollt Menschen sehen. Wir wollen, dass sie Menschen sehen, die fast ihre ganze
Familie verloren haben. Wir wollen, dass sie Leue sehen, die ein Regime
verurteilen, welches zwar ein Regime ersetzt hat, das ein Genozid veranstaltet
hat, ist leider selber verantwortlich für ein weitere Genozid. Wir möchten, dass ihr
uns helft, um diese Fakten weiterzusagen und so ermöglichen, dass jeder Sohn
und Tochter dieses Landes zurückkehren kann. Wir wollen nicht, dass sie uns
betrachten, wie Opfer einer allgegenwärige Gewalt von blutrünstigen Leuten,
sondern wie Leute, die vor einem totalitären Regime flüchten, ein Regime, das
Verbrechen gegen die Menschheit verübt hat, Genozid und Kriegsverbrechen. Wir
möchten, dass ihr uns als Mensch betrachtet.
 
F.
Ich hoffe, dass wir in diesem Sinn unterstützen werden und nächstes Mal wenn
sie eine Demo machen, probieren sie uns vorher zu sagen, weil ich denke, dass
es Leute unter der ZuhörerInnen, die euch unterstützen möchten.